Die heißen Partys im Club „Cookie“, der von 1994 bis 2014 in insgesamt sieben Locations in Berlin beheimatet war – zuerst in einem Wohnhauskeller in der Auguststraße, zuletzt in der Friedrichstraße – sind legendär. Immer dienstags und donnerstags traf sich hier die Berliner Szene zum Tanzen und Trinken. Nach langen 20 Jahren war 2014 Schluss damit. Nicht aber mit der Erfolgsgeschichte des Berliner Gastro-Unternehmers Heinz „Cookie“ Gindullis: Drei Restaurants betreibt er heute in der Stadt – das „Crackers“ (eröffnet 2014 in den Räumen des letzten Clubs), das vegetarische Ein-Stern-Restaurant „Cookies Cream“ (seit 2007, 2017 mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet) und die „Data Kitchen“ (seit 2016). Letztere in Zusammenarbeit mit dem Technologie-Unternehmen SAP.
VOM CLUB ZUR EVENTAGENTUR
Als zweites Standbein neben dem stationären Gastronomie-Geschäft hat sich über die Jahre das Catering-Business mehr als etabliert: „Cookies Events“ zählt zu den ersten Adressen, wenn es um die Bespielung von Firmenevents mit Food, Musik und Ambiente geht. „Wir sind eine gesamtheitliche Eventagentur“, erklärt Jennifer Florin. Sie leitet „Cookies Events“ seit 2011. Vom Food-Konzept über Licht, Sound und Technik bis hin zur Locationauswahl bietet das Unternehmen alle Leistungen aus einer Hand an. Das Aufspüren außergewöhnlicher Orte, von Off-Locations bis hin zur Berliner U-Bahn, in der man für den Sportartikel-Hersteller Adidas ein Event veranstaltete, liegt in den „Cookies“-Genen. Musste der einstige Club sich doch schließlich immer wieder einen neuen Ort suchen (mehr dazu unter www.cookiesgeschichten.com).
Die ersten Firmenevent-Anfragen bediente man vor rund 15 Jahren in den eigenen Club-Räumen – unter anderem wurde die erste Version des BMW-Stadtautos „Mini“ mit einem Event im „Cookies“ vorgestellt und der Club wandelte sich im Rahmen der Fashion Week zu einem Pop-up-Restaurant. 2007 kam mit der Eröffnung des ersten Restaurants, dem vegetarischen „Cookies Cream“ und dem bis heute dort wirkenden Küchenchef Stephan Hentschel Food-Kompetenz dazu; eine der ersten Dinner-Reihen richtete man für die Champagnermarke Veuve Cliquot aus. Als Event-Chefkoch ist Julian Russak im zehnköpfigen Veranstaltungsteam für das Kulinarische verantwortlich.
JEDER EVENT IST ANDERS
Die Liste der Kunden ist lang und namhaft: Lufthansa, MTV, die Berlinale oder Sony Pictures zählen zu den Auftraggebern von „Cookies Events“, rund 100 Veranstaltungen richtet man mittlerweile pro Jahr aus. „Letztes Jahr waren es allerdings sogar 150“, berichtet Jennifer Florin. Unter anderem bespielte man für den Kunden Porsche einen Monat lang eine Location in der Gartenstraße, mit insgesamt 16 Fine-Dining-Lunches aus der – rein vegetarischen – Küche des „Cookies Cream“. Dass ein großer Kunde ein Catering ohne Fisch und Fleisch in Auftrag gibt – für Florin ein Zeichen, dass sich Ansprüche und Ansichten deutlich geändert haben: „Bei Caterings muss man heute ein mindestens gleichwertiges vegetarisches oder veganes Essen bieten. Das ist selbstverständlich geworden.“ Auch was die Kenntnis von Produkten, Zutaten und internationalen Speisen betrifft, seien Gäste wie Kunden heute auf einem deutlich höheren Stand als noch vor einigen Jahren. Und weil das Thema Essen für so viele Menschen eine stetig wachsende Bedeutung hat, steigen auch die Anforderungen für das Veranstaltungsgeschäft: „Catering ist ein Statussymbol für Marken geworden“, so Florin.
Veranschaulichen lässt sich dieses an einem der größten Aufträge, den man bisher umgesetzt hat: Zum Launch des US-Streamingdienstes Netflix in Deutschland und weiteren europäischen Ländern übernahm nämlich „Cookies Events“ die Funktion der Leadagentur, erstellte das komplette Konzept und war ab 2014 über zweieinhalb Jahre mit einer großen LKW-Flotte in den Metropolen des Kontinents unterwegs, um die Veranstaltungen durchzuführen. Auf den Events machte man die eigentlich wenig tangible Dienstleistung von Netflix durch Food und Interieur greifbar: Für die Launch-Party in Paris baute man „Freddy‘s BBQ Joint“ aus der berühmten Serie „House Of Cards“, in der Protagonist Frank Underwood seine Rippchen zu verspeisen pflegt, originalgetreu bis ins kleinste Detail nach. Ebenso verblüffend echt war die Kantine aus der Frauengefängnis-Serie „Orange Is the New Black“, die vom hauseigenen Design-Team für die Berliner Launch-Party nachgebaut wurde. Statt karger Knast-Kost jedoch wurde den Gästen hier unter anderem ein Lobster-Risotto kredenzt.
NACHHALTIGKEIT WIRD GELEBT
Die größte Personenzahl, die „Cookies Events“ bislang an einem Abend glücklich machte, waren die 1.500 Gäste des „Deutschen Nachhaltigkeitspreises“ in Düsseldorf im November 2015. Stichwort Nachhaltigkeit: Wie setzt man sie im täglichen bzw. nächtlichen Veranstaltungsgeschäft um? „Am liebsten servieren wir alles auf Geschirr. Plastikgeschirr gibt es bei uns gar nicht mehr. Für die Drinks verwenden die Glashalme unseres Partners Halm. Sollen wir Streetfood anbieten, dann nehmen wir die Verpackungen von Biofutura“, erklärt uns Jennifer Florin. Bleiben nach einem Event Speisen übrig, dann werden sie vom Team selbst aufgegessen – das gemeinsame Reste-Verputzen nach getaner Arbeit sei zu einer schönen Tradition im Unternehmen geworden, erklärt sie. Vorbereitet wird das Food in der eigenen Produktionsküche. Diese gehört zum „Studio C“, der unternehmenseigenen, modernen Eventlocation an der Rummelsburger Bucht mit Blick auf das Wasser.
Aber im Herzen ist bleibt man der Clubkultur verbunden – und tut alles dafür, dass die Gäste im Verlauf des Abends in Stimmung kommen (was ja nicht bei jedem Firmen-Event der Fall ist). Damit das möglichst passiert, bietet man ihnen einen „nahen, freundlichen Service“ vom Empfang über den Tischservice bis zum Cocktail-Catering. Jennifer Florin: „Selbst wenn der Anlass vielleicht etwas spießig ist: Wir wollen, dass die Gäste loslassen, Spaß haben und irgendwann vielleicht sogar auf der Bar tanzen.“ Wie es zu besten „Cookies“-Clubzeiten Usus war.
(Fotos: Cookies Events, Markus Zumbansen)