Kleider machen Leute“ wusste schon Gottfried Keller Ende des 19. Jahrhunderts. Das gilt auch heute noch – und seit noch gar nicht allzu langer Zeit sogar für Berufsbekleidung. Früher musste sie vor allem nützlich sein, Sicherheit und Hygiene gewährleisten, erst dann ging es um Bequemlichkeit. Doch spätestens seit der Entwicklung hin zu Frontcooking und Open Kitchen sind die Köche mit ihren Teams in den Fokus und vor allem ins Blickfeld der Gäste gerutscht und die Kleidung spielt somit eine immer wichtigere Rolle. Auch ist die Bedeutung der Berufsbekleidung als Corporate World im Catering gestiegen, da mit ihrer Hilfe Markenwelten, Image, Botschaften und Event-Themen gelebt und hin zum Gast transportiert werden. „Gerade auch im Catering steigt das Modebewusstsein und die Bereitschaft, für moderne und auch hochwertige Berufskleidung mehr zu investieren“, sagt Anja Scherbel-Erlinghagen von der DBL – Deutsche Berufskleider-Leasing GmbH dazu.
Und: Die Arbeitswelten im Catering ändern sich ständig, sodass sich Berufsbekleidung längst nicht mehr nur auf die langlebige Funktionalität mit viel Bewegungsfreiheit durch dehnbare Materialien beschränkt. Das erfordert holistische Bekleidungskonzepte, die vom Koch bis zur Spülkraft und zum Service reichen. Saisonarbeiter und Aushilfen inbegriffen. „Der Nutzen für den betrieblichen Arbeitstag ist für viele Cateringbetriebe die große Herausforderung – das komplette Team vom Starkoch bis zur Spülhilfe den Bedürfnissen entsprechend und hygienisch stets einwandfrei einzukleiden. Und zwar so, dass es ins vorgesehene Budget passt“, bestätigt Scherbel-Erlinghagen.
DIE MODE HÄLT EINZUG IN DIE WELT DER BERUFSKLEIDUNG
Oft steht heute über allem der lässige Wohlfühl-Look plus Top-Design. Letzteres ist sogar zur Grundzutat geworden. Abwechslungsreiche Kollektionen mit raffinierten Details, um zeitlosen Schnitten einen trendigen Charakter zu verpassen, sind in der Gastronomie und somit auch im Catering gefragter denn je. Der Designer Gabriel Trauth beispielsweise versteht sich als kreativer Partner einer neuen Generation von Gastronomen und Gastgebern. Sein Ziel ist es, dass seine Kochjacken auf den ersten Blick gar nicht als Arbeitsbekleidung wahrgenommen werden. Im Endeffekt sind die Designs bewusst zeitlos als Fashion-Items angelegt, die besondere funktionale Qualitäten besitzen.
Insgesamt stehen bei den Herstellern in Sachen Materialien neben einem hautfreundlichen Gewebe brandaktuelle Themen wie Nachhaltigkeit, Biobaumwolle, Recycling und „No Plastic“ ganz oben auf der Agenda. Statements der Gastgeber können über die Kleidung zu den Gästen vermittelt werden. Kaya & Kato aus Köln sind wiederum der Frage nachgegangen, ob Arbeitskleidung eine faire Produktion, Style und beste Qualität miteinander vereinen kann und dabei bezahlbar bleibt. In einem innovativen Mischgewebe aus Polyester und Biogewebe wurde recyceltes Polyester und recycelter Plastikmüll aus dem Meer eingesetzt. So sind beispielsweise in einer Latzschürze sechs PET-Flaschen verarbeitet worden. Das scheint Kunden zu überzeugen: Erst kürzlich hat sich der Lebensmittelproduzent und Catering-Dienstleister Sander dazu entschlossen, seine Mitarbeiter mit den nachhaltigen Produkten von Kaya & Kato auszustatten: Im Sommer 2019 eröffnete das Unternehmen das erste Sander-Restaurant in der Frankfurter MyZeil als Teil der neuen Erlebnis-Destination Foodtopia. Ein weiterer Standort in Bonn ist bereits in Planung und soll im Herbst 2020 eröffnen. „Die nachhaltig und fair produzierten
Clean Ocean Schürzen von Kaya & Kato sind von Anfang an mit dabei“, teilt Sander mit. „Als nachhaltig denkendes und handelndes Familienunternehmen achten wir in allen Bereichen darauf, mit Partnern zu arbeiten, die Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit genauso großschreiben wie Sander. Deshalb haben wir uns für die Arbeitskleidung in den neuen Sander Restaurants bewusst für Kaya & Kato entschieden“, so Andreas Kramer, Abteilungsleiter Dienstleistungen der Sander Gruppe. Die Chancen für die Nischen-Anbieter auch im Catering Fuß zu fassen sind also alles andere als schlecht.
Blickt man nach Europa, dann lassen sich weitere kleinere Labels entdecken, wie z.B. Polka Pants aus London, die sich auf die Zielgruppe Frau in der Gastrowelt fokussiert. Keine schlechte Idee, sind Frauen allgemein modebewusster als Männer. Warum sollte das in der Profi-Küche anders sein?
In Holland haben sich die Macher von LeNouveauChef professionelle Kochbekleidung, mit den Attributen natürlich schick & bequem, auf ihre Fahne geschrieben und engagieren sich zudem mit ihrer Green Choice Kollektion beim Thema Nachhaltigkeit von Materialien. Sie pflanzen in Kooperation mit Orginal Beans für jede verkaufte Jacke mit dem verwendeten Tencel-Material einen Baum. Das ist voll im Trend, denn vor allem die junge Generation wird zunehmend darauf achten, welche Materialien eingesetzt werden und wie nachhaltig das Unternehmen wirtschaftet.
BERUFSBEKLEIDUNG SORGT FÜR EINE INDIVIDUELLE NOTE
Nicht nur die offenen Küchen und die damit verbundene Nähe zum Gast machen die Gas- trowear zu einem wichtigen Erfolgsfaktor. Auch die Individualisierung der Köche, die Positionierung verschiedener Gastronomiekonzepte und nicht zu vergessen die Identifikation mit dem Job bringen einen ausgereiften Anspruch mit sich, der gelebt und getragen werden will. Kein Wunder also, dass junge Labels bekannte TV-Köche verpflichten, um ihre Produkte bekannt zu machen und an den Koch zu bringen. So ist Stefan Marquard beispielsweise Markenbotschafter für Rock Chef by Karlowsky und arbeitet seit vielen Jahren mit an der (Weiter-)Entwicklung.
(Foto: Kaya & Kato)