Tierwohl, ein nachhaltiger Anbau von Lebensmitteln, Köche-Ausbildung, Aufklärungsarbeit: Auf der Agenda der neugegründeten „Gemeinschaft des guten Geschmacks“ (GGG) als Zusammenschluss verschiedener Vereine und Verbände aus der Gastronomie finden sich gleich mehrere Brennpunkt-Themen der Branche. Im Interview erklärt Konrad Geiger (Euro-Toques), warum für ihn gerade das Wort „Gemeinschaft“ von zentraler Bedeutung ist.
Am 18. Juni startete die Initiative „Gemeinschaft des guten Geschmacks“. Welche Ziele haben Sie und Ihre Mitstreiter sich gesetzt?
Das Themenspektrum umfasst alle Probleme, die wir vor der Coronakrise gehabt haben, sowie zahlreiche, die neu hinzugekommen sind. Diese Fülle an Herausforderungen können die einzelnen Verbände nicht alleine schaffen, vielmehr müssen wir die Themen gemeinsam angehen. Aus diesem Gedanken heraus ist die „Gemeinschaft des guten Geschmacks“ entstanden. Wir brauchen eine gesteigerte Aufmerksamkeit dafür, wie Lebensmittel hergestellt und verarbeitet werden. Durch unsere Entscheidung für qualitativ hochwertige, ökologisch verträgliche Waren können wir einen entsprechenden Bedarf bei Landwirtschaft und Politik hinterlegen. Und wir können unser Wissen um gute Lebensmittel als Experten ‚unters Volk‘ bringen.
Was war die Initialzündung?
Auf dem Kongress „Zukunft Gastronomie“ in Essen im Oktober 2020 wurde die Idee geboren, dass die Lebensmittelwende durch die deutschen Köche initiiert werden muss. Die Gastronomen übernehmen künftig die Verantwortung für gute Ernährung und einen soliden Anbau – der Handel seinerseits erhält den Auftrag, die entsprechenden Lebensmittel zu produzieren. Dieser Leitgedanke ist auf großes Interesse gestoßen – auch bei Sarah Wiener, die mittlerweile politisch als Mitglied des Europäischen Parlaments sehr aktiv ist und unsere Forderungen in Brüssel platziert. Gemeinsam haben wir den Plan gefasst, den Branchenverbänden die Idee der „Gemeinschaft des guten Geschmacks“ vorzustellen. Aufgrund des großen Interesses des VKD, von Greenchefs, Greentable und Co. kam es relativ unproblematisch zur Gründung von GGG.
Sie wollen sich demnach sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der Branche deutlich Gehör verschaffen.
Richtig. Ein ganz großes Thema ist unser Beruf und damit einhergehend die Ausbildung zum Koch, die wir neu definieren möchten. Es gilt aus den Erfahrungen der Vergangenheit und den Herausforderungen der Gegenwart ein Leitbild für die Zukunft zu gestalten, mit dem bestenfalls alle Köche in Deutschland konform gehen. Ein Mitspracherecht bei dieser von Grund auf erneuerte Ausbildung der Köche zu bekommen, um der Jugend ein ebenso interessantes wie abwechslungsreiches Angebot machen zu können, ist eines unserer großen Ziele. Denn sind wir ehrlich: Wenn wir nichts tun, geht unser Beruf langsam, aber sicher vor die Hunde.
Ernährung, Tierwohl und eine entsprechende Haltung sind zentrale Punkte Ihrer Initiative. Welche Werte wollen Sie vermitteln?
Was bedeutet ein ehrliches und gesundes Stück Fleisch? Diese Frage stand am Anfang unserer Überlegungen zum Thema Compliance, die heute Aufzucht, Haltung, Schlachtung und anderes mehr berücksichtigt. Und genau diese Themen werden derzeit nachgefragt. Ich selbst hatte zahlreiche Gespräche mit Köchen, aus denen sich herauskristallisiert hat, dass viele sich aufgrund von kontinuierlichem Stress nicht eingehend mit nachhaltigen und biologischen Produkten und Angeboten auseinandersetzen konnten. Die unfreiwillige Pause in der Coronakrise hat den Köchen Zeit verschafft zu einer Neuorientierung. Viele haben noch fachspezifischen Nachholbedarf, dem wir mit entsprechenden Schulungen begegnen werden.
Der Blick in die Kristallkugel: Wo wird GGG in fünf Jahren stehen?
Wir verfolgen den Gedanken, mit einigen gastronomischen Kompetenzzentren zu interagieren, indem wir Workshops und Seminare stattfinden lassen, und wo wir zielgerichtete Gespräche mit dem Handel und mit Produzenten führen können. Wenn wir im Sinne einer nachhaltigen Zukunft so viele Protagonisten wie möglich mit ins Boot bekommen, dann haben wir den Sinn des Wortes „Gemeinschaft“ alle verstanden.
Foto: Euro-Toques